Während die anderen Campinggäste frühstücken nutze ich das WiFi für Blog, Routenplanung und Wetterbericht, der aber sowas von falsch liegt: es geht zwar bei Nieselregen los, wird dann aber schnell trocken und warm. Kaum 20 km gefahren erwischt mich der erste Schauer. Der allein hat es schon in sich, anschließend allerdings kommt es richtig dicke und ich werde komplett durchnässt, als wäre ich in kompletter Montur Baden gewesen. In den weiteren 20 km auf der Bundesstraße mit teilweise nicht vorhandenem Randstreifen teile ich mir also wieder einmal eine Spur mit dem restlichen Verkehr und erlebe eine echte finnische Waschstraße. An sich ist auch das kein Problem, würde der Regen nicht auch noch Schweiß in die Augen spülen, die nun richtig brennen. Immer abwechselnd mit einem geschlossenen Auge, um das Brennen zu bremsen, geht es so dahin bis der erste ABC-Checkpoint kommt, an dem ich mich von innen wärmen kann. Wahnsinn was an diesen Stationen so los ist: Tankstelle, Supermarkt, Fastfoodstore und Kinderland in einem, 24/7 – interessant zu beobachten. Es geht abwechselnd auf Bundes- & Nebenstraßen weiter, sodass auch die Natur und natürlich die unebene Streckenführung nicht zu kurz kommen.
Sobald die Sonne raus blinzelt wird es wieder richtig warm und so steht ständig ein Kleiderwechsel an um nicht zu schmelzen. Dabei scheinen solche Wassermengen aus dem 400.000-Seenland zu verdunsten, dass ein baldiger erneuter Regenschauer jederzeit gerechtfertigt scheint… von der Tourenradkleiderfront gibt es zu berichten, dass ich persönlich viel über den Rücken abschwitze, weshalb ich nun Weste bzw. Windstopperjacke verkehrt herum anziehe, damit das Trikot hinten direkt trocken kann – eine Situation, die erträglicher ist als die durch deren eigentlichen zweckgebunden Einsatz hervorgerufe Staunässe am Rücken. Erst einmal an das Klima gewöhnt fahre ich mitunter abends bloß mit Trikot, auch wenn die Temperaturen auf 12 Grad C sinken. Vorbei an der Stadt Jyväskulä werden die Vorräte gefüllt und in Anlehnung an die vergangenen drei Wochen bei km 120 damit begonnen einen möglichen Zeltplatz ausfindig zu machen. Viele bisherige Locations haben den Anspruch natürlich wachsen lassen und so gelingt es mir mich nach 140 km auf einem privaten Anwesen an einem Fluss nahe Kuusaa nieder zu lassen, das mehr als geeignet scheint.
Bemerkenswert ist, dass mindestens auch die Nutzung der Sauna angeboten wird, obwohl man sich nicht kennt.
Das heutige Abendmahl sieht Nudeln mit Salat vor, wobei sich ca. 200 Moskitos ungefragt beteiligen möchten, aber auch das gehört eben zu Finnland dazu.
See you,
Chris