+++ ChainReact-Ing 26. / 27.07. Hörnefors – Örnsköldsvik +++

Heftiger Wind und Regen lassen mich noch besser schlafen als sonst auf der eher harten Unterlage und irgendwann dämmert mir sogar in meinen Veloträumen, dass der Monsun nicht so recht zu Europa passen mag und alsbald finde ich mich, die Berge hoch und runter radelnd, in Nepal wieder. Kurz bevor ich aufwache sehe ich eine mobile Version der Notunterkünfte vor meinem geistigen Auge vorbei ziehen, wie sie über Ingenieure ohne Grenzen e.V. in Nepal gebaut werden. Handelt es sich also um ein ortstypsches Begleitfahrzeug für Tourenradfahrer oder um eine geniale Idee meinerseits?

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Aus der Traum, die Realität hat mich wieder und Wettervorhersagen haben für mich keinen realen Bezug mehr.
Nach langem Abwägen unterschiedlichster Wolkengrautöne stelle ich zumindest fest, dass es ungemütlich und langweilig sein kein aufgrund des Regens ständig im Zelt zu verweilen und beschließe meinen Standort aufzugeben. Die Zeltabbauaktion ist noch ganz witzig, das darauf folgende Radfahren jedoch sehr bescheiden – nass ist weit entfernt von triefend nass gefolgt von bitterkalt.

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Zeltabbauaktion an der stürmischen Küste

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Nach ein paar Kilometern

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Weinen oder lachen? Lachen!

Im Hörneforser Kiosk verschaffe ich mir die neuesten Infos übers Wetter und bekomme zu hören, dass dies der schlechteste Sommer der letzten 60 Jahre sei (was sollen da bloß die Nepalesen zu sagen?) und es erst einmal weiter regnen würde.

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In Schweden allgegenwärtig: Süßigkeiten

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Eine kleine Auswahl, bis auf zwei alle sehr gut (eher wie Schuhsohle und WC-Reiniger)

Dadurch, dass die Ortschaft recht klein ist und sich folglich viele kennen ist die passende Unterkunft schnell gefunden. Es wird den ganzen Tag so weiter regnen und da macht es keinen Sinn weiter zu fahren. In einem sogenannten Wanderersheim komme ich für heute unter und bin damit ziemlich alleine. Dieses ältere Gebäude stammt anscheinend aus dem 18. Jhd. und beherbergte früher eine einfache Arbeiterfamilie je Zimmer. Da ein Zimmer als Museum dient kann ich ziemlich gut nachvollziehen wie dies damals ausgesehen haben muss. Im Vergleich dazu beanspruchen mein Velotraum und ich (samt Zelt) heutzutage ähnlich viel Platz.

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Museumszimmer

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Museumszimmer anderer Blickwinkel

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Mein Zimmer

Der kommende Montag fängt durchwachsen an, sodass ich eine Einladung zum Kaffee einfach nicht ausschlagen kann. Brigitta und Uno, die zeitweise Dienst im Wanderersheim übernehmen, bestehen darauf. Übrigens sind dies immer wieder sehr offene und interessante Gespräche, in denen die Gastgeber gerne ihre Deutsch- & Englischkenntnisse auffrischen möchten. In der ausgesprochen langen Zeit gehen noch einige Regenschauer an mir vorbei.
Die heutige Route führt folglich in die Heimatstadt von Uno, Örnsköldsvik (Övik). Ein paar Regenschauer später treffe ich dort ein und darf mich relativ spät um eine Unterkunft bemühen. Da die Wanderersheime bereits geschlossen sind, schlage ich mein Zelt nach gut 90 km gut versteckt am Rande eines kleinen Parks auf.

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Platzverhältnisse: bisher arrangieren sich alle sehr gut damit

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Sonne? Sonne!

Örnsköldsvik ist bekannt für seine Skisprungschanze, die sich quasi mitten in der Stadt befindet.

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Architektonisches Highlight

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Sprungschanze

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Hafenkran

P.S.: Schweden hat in seiner Vergangenheit viele Kriege gegen Russland geführt, eine Schlacht spielte sich 1809 nahe Hörnefors ab.

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Denkmal der Schlacht von 1809

3370 km bis jetzt…

Euer Chris