Riga – Tallinn / Helsinki: Story

340 km in drei Tagen

Tag 1: Riga – Ainazi: 125km
Tag 2: Ainazi – Rapla: 156km
Tag 3: Rapla – Tallinn: 59km &
Talllinn – Helsinki: Fähre

Tag 1:
Riga verlassen wir Montag nach Besuch des Vizebürgermeisters bei Ca. 23°C & gegen 13:00 Uhr.  Durch die Stadt preschen wir zwischen all dem Verkehr einfach nur gerade aus bis wir auf die nächste Bundesstraße kommen.

Es verblüfft uns immer wieder was als angebliches Radwegenetz angepriesen in Wirklichkeit aufwartet. Aber sollen sie nur erst mal richtige Straßen bauen, damit wäre uns ja auch schon geholfen. 😉
Diesen Tag sind wir überwiegend Bundesstraße auf der Randmarkierung gefahren. Relativ flache Strecken haben einen monotonen Eindruck hinterlassen. Eigentlich sollte ein ausgeprägter Radweg, oft nahe dem Strand mit Meerblick, von Riga aus Radfahrer aus aller Welt anlocken. Ca. 20 km entsprechen diesen Kriterien, den Rest suchten wir vergebens.
Trotz des späten Startzeitpunktes kommen wir noch relativ weit. Ob es am kühlen Bier liegt, welches wir uns am Ostseestrand genehmigen oder am ‚Drive‘ – who knows. Nach ein paar vergeblichen Versuchen eine angemessene Kost zu erhalten bekommen wir zudem ein richtig gutes Abendmahl, bevor wir uns um eine Unterkunft bemühen, welche wir in Ainazi, Ca. 1km vor der Grenze zu Estland, finden. Nass vom Regen und Schweiß ziehen wir eine Dusche vor, nichts ahnend was uns nächsten Tag erwartet.
Die Preise haben was es Unterkünfte angeht in den letzten Jahren gut angezogen. Uns wunderte der Umrechnungskurs von 1€ zu 0,7Lat. Man sagte uns aber, dass die Lettische Wirtschaft mit der großen Krise in 2008 ziemlich in die Knie ging wohingegen Estland weniger betroffen war. Vielleicht wird manches mit dem € ab 2014 anders, der ja in Estland bereits erfolgreich im Einsatz ist.

Tag 2:
Kurz nach Ainazi also der Grenzübergang. Wir treffen kurz darauf einen Französischen Biker, der einen Teil unserer Tour rückwärts fährt – aber auch nur Estland und Lettland. Wie versprochen beginnt es alsbald zu regnen. Bis Pärnu fahren wir nahe der Küste, dieses eine Mal sogar auf ausgeschilderten Fahrradrouten.
Weitere Radreisende kommen uns entgegen. In der Nacht zuvor habe ich endlich das lang ersehnte Panzertape bekommen um meinen Fahnenhalter zu montieren. Die Teleskopbissanzeige aus dem Angelequipment hat nach beinahe 3 Wochen endlich eine Aufgabe gefunden und die vielen Interessierten einen Grund uns anzusprechen: „are you from Poland?“ hören wir nun tagtäglich in Bezug auf unser Fränkisches Wahrzeichen 😉
An diesem Tage ist der 2. Nationalfeiertag (sowjetische Unabhängigkeit). Wir treffen auf einen Estnischen Markt mit einigen lustigen Angeboten, halten aber nur solange um nicht auszukühlen.
Um nicht die verkehrsreiche Route Pärnu – Tallinn fahren zu müssen weichen wir auf eine weniger befahrene über Rapla aus. Der kontinuierliche Regen drückt die Temperaturen auf Ca. 17°C, wir strampeln etwas schneller um in dem auf über 70km entfernten Rapla eine warme Dusche genießen zu können. Unsere eigene Abwärme verdrängt das ewig klamme Gefühl nasser Kleidung. Durch Wasser von oben und vorne läuft ein beißend scharfer Schweiß in die Augen, Tränengas lässt grüßen (Silvester 2000). In Rapla finden wir die einzigste, tatsächlich vorhandene Unterkunft und ergattern die letzten beiden Betten. Da in Tallinn ein Robbie Williams Konzert stattfand haben wir damit sogar richtiges Glück.
Ach und weg von der Küste haben wir bei dem Wetter wenig Augenmerk auf die Umgebung gelegt. In Küstennähe existieren viele schmucke Holzhäuser im Skandinavischen Stil, umgeben von gepflegten Grünanlagen, da ließe sich wirklich gut urlauben.
In Rapla selbst hat die Investitionsbombe eingeschlagen, alles neu oder in Bau.
Abends entern wir ein Pub und lernen ein original Estnisches Kneipenspiel kennen: Billard in Kombination mit Bierkrugdart und Reise nach Jerusalem. Da darf schon mal etwas Blut fließen 😉
So kommen wir aber ins Gespräch und bei einem gemütlichen Bier lassen wir den Abend allmählich ausklingen.

Tag 3:
Der Wettergott hatte über Nacht Zeit uns einzuholen, endlich Sonnenschein und 25°C Max. Wir fahren die 55km bis Tallinn ziemlich flott und kommen gegen 13:00 Uhr an. Zum ersten Mal sehen wir ein vernünftiges Ortsschild & den Ansatz von vernünftigen Radwegen. In der Innenstadt bewegen wir uns allerdings auf uralten Pflastersteinen, eine Wohltat für unsere geschundenen Hintern ;-).  Mit Erreichen der alten Hansestadt Tallinn müssen wir neu planen, denn das eigentliche Ziel Stockholm liegt nur noch ca. 220km entfernt (Distanz Helsinki – Turku, der Rest ließe sich in der Zeit bloß mit Fähren überwinden). Für eine verbleibende Woche ist uns das zu wenig & wir erörtern deswegen eine weitere Option, Stockholm – Oslo. Die wunderschöne Altstadt Tallinns lädt derweil zum Flanieren ein. Geprägt durch allerhand alte aber gut erhaltene Gebäude ist es sehr abwechslungsreich. Wir nutzen den Nachmittag die Stadt kennen zu lernen und buchen zudem die Fähre nach Helsinki für den selben Abend. Eine Jugendherberge am Hafen in Helsinki ermöglicht uns diese Kombination, denn anders als bisher steigen die Preise nun sicher deutlich an, weshalb wir einfach nächtigten wollen. Bevor wir abfahren gelingt uns noch ein Besuch bei der Deutschen Botschaft. Dort empfängt uns Fr. Ströbel (Presse & Öffentlichkeitsarbeit) sowie Hr. Maier (Botschaftsrat), der im Übrigen bereits in der Deutschen Botschaft in Ruanda tätig war. Ihm wurde damals ein Brückenbauprojekt der Ingenieure ohne Grenzen (Kompetenzgruppe Brückenbau) vorgestellt, dessen Foto auf der Titelseite des aktuellen Ingenieure ohne Grenzen Flyers abgebildet ist. Ihm ist die Deutsche Organisation also bestens bekannt und vor allem positiv in Erinnerung. Fr. Ströbel ist als Ansbacherin zudem sehr an unserer Fränkischen Aktion interessiert. Ein rundum gelungener Informationsaustausch also samt Übergabe der symbolischen Geschenke – Finnland, wir kommen.

Interessant wird es zum Ende des Tages natürlich noch die Fähre zu befahren. Die Bikes gut verzurrt, laufen wir 19:30 in Tallinn aus und 21:30 in Helsinki ein. Bis wir allerdings das Hostel finden lernen wir noch etwas die Umgebung kennen. Für teures Übernachtungsgeld sollen wir dort auch noch unsere Räder draußen stehen lassen, was wir damit umgehen, dass wir die Bikes wie immer mit aufs Zimmer tragen.

http://www.betterplace.org/de/fundraising-events/chainreact-ing

Chris + Uwe

2 Gedanken zu „Riga – Tallinn / Helsinki: Story

  1. Lieber Christian,

    Glückwunsch Dir und Deinem Freund zum Erreichen des finnischen Bodens – nochmals Chapeau!!!!
    Dein Cw-Wert scheint sich stark verbessert zu haben. Auf den Bildern siehst Du sehr windschnittig und gut aus.
    Ich werde also am WE nach der Luftpumpe fürs Fahrrad suchen, um in Deine großen Fußstapfen zu treten.

    Gruß an all Deine Mitstreiter und noch viele Spenden für euer Projekt!!
    Weiterhin viel Freude, bis bald gesund in Erlangen.
    Norbert

    • Grüß Dich Norbert!

      Da siehst Du mal was täglich 10h Windkanal aus einem machen können.
      Und natürlich leben wir bei soviel Frischluft besonders gesund, zu empfehlen ist es. also allemal. Wir hoffen neben Dir auf weitere zahlreiche Spender, die uns motivieren weiterzufahren. Vielen Dank jedenfalls für Deine große Aufmerksamkeit! Eine Postkarte bekommst Du natürlich auch noch zugeschickt.

      Einen schönen Gruß an die Kollegen sowie an Dein Veloziped!

      Christian

Kommentare sind geschlossen.