+++ ChainReact-Ing 29./30.08. Reisebericht in Der Bote +++

Beinahe einen Monat ist es her, doch die Auswirkungen der Spendenaktion sind immer noch zu spüren: ein sehr umfangreicher Zeitungsartikel ist vergangenen Samstag im Boten (Nürnberger Land) erschienen, über den ich mich wahnsinnig freue und für den ich Julia Hornung loben darf: viele Details des vorherigen Gesprächs wurden abermals recherchiert und liebevoll zu einem interessanten Reisebericht komplettiert! Daher füllt dieser reich bebilderte Artikel nun auch eine komplette DIN A3 – Seite!
Link zum Artikel

Danke an Julia und die Redaktion!!!

+++ ChainReact-Ing 12./13.07. Riga / Riga – Häädemeeste +++

Es wird spontan ein freier Tag in Riga eingelegt. Riga kann man so oder so sehen, viele genießen hier eher ausgiebig das Nachtleben als sich mit der Geschichte der Stadt und des Landes auseinander zu setzen. Mir schwebt eher letzteres vor und das möglichst effektiv, da heute Regeneration auf dem Programm steht – sprich nicht viel bewegen ;). Am Nachmittag starte ich mit einer old-school Straßenbahn in die Altstadt und suche die Markthallen auf in denen es für die Augen allerhand zu sehen gibt. Scheinbar unzählige Menschen bieten innen wie außen unzählige Waren an. Es geht hinter den Hallen sogar noch weiter und so vertrödel ich relativ viel Zeit. Es bleibt für das städtische Museum keine Zeit und so suche ich die Skybar im Radisson-Hotel auf um den relativ guten Rundumblick auf die Stadt zu erhalten. Sie ist sogar kostenlos, man muss nichts kaufen.
Beim Blick in Richtung Altstadt springen mir förmlich die vergoldeten Zwiebeldächer der orthodoxen Kirche ins Auge.

image

image

image

Sie steht als eines von vielen höchst unterschiedlichen Bauwerken für die vielen Herrschafts-Epochen, unter dessen Einfluss das Land bisher stand. Fotos sind verboten, ist natürlich sehenswert.
Wie mir zuvor in der Straßenbahn durch einen lettischen Schüler nahegebracht wurde, findet in Riga heute auch das Finale des einwöchigen Volksliedsingens statt, bei dem insgesamt ca. 30.000 Schüler teilnehmen. Deswegen treffe ich auch überall in der Stadt auf traditionell gekleideten Personen. In Lettland sind die unglaubliche Zahl von 2 Mio. Volksliedern etwas ganz besonderes und dies wird eben einmal im Jahr gefeiert.

image

Traditionelle Sänger

image

Denkmal

Der folgende Tag fordert meine ganze Motivation. Ich komme relativ spät los und muss zudem noch Besorgungen machen, Kette tauschen und, und, und. Obendrein hat das 310 km-Stück nach Tallinn mit anschließender Fährfahrt den Anspruch besser in 2 Tagen absolviert zu werden. Erschwerend kommen allerhand Baustellen hinzu, bei denen man schon mal 20 Min. warten muss (mutige, ungeduldige Motorradfahrer begeben sich auch direkt in den Gegenverkehr: kaputt).

image

Der linke Biker fährt gleich los...

Dem Gegenwind begegne ich heute mit frischer Gelassenheit und fahre den Großteil der Strecke in Liegeposition. Der Verkehr stört mich auch nicht weiter. Es läuft so dahin.
Gegen Abend dann noch einmal ein Baustellenmarathon, dem ich gezielt ausweiche um nicht vor den LKWs hergetrieben zu werden.
Bei km 120 passiere ich die Grenze zu Estland, der Blick vom Meer auf den Sonnenuntergang bleibt mir jedoch verwährt, es ist 22:00.

image

Vor dem Sonnenuntergang

image

Hinter Ainazi

image

Kleine Kirche

image

Nach dem Sonnenuntergang

Bei km 130 tun sich wundervolle, öffentliche Campingplätze am Strand auf. Dennoch müssen die 150 km erreicht werden um in etwa die Hälfte der Strecke zu absolvieren. Dafür bin ich ganz schön am Suchen um hinter Häädemeeste einen günstigen Zeltplatz zu ergattern. Es gelingt mir und so koche ich gegen 0:00 zwischen Rindergekröle und einem Orchester aus Vögelgeschnatter meine wohlverdiente Pasta. Es ist übrigens noch nicht ganz dunkel an diesem Ort der Welt, einer Art Biosphärenreservat. Da hier eine Blockhütte steht ist campen sicher erlaubt! 😉

image

Nudeln mit Erdnüssen gesalzen

image

Hmm yummi!

P.S.: vielen, vielen Dank für eure Unterstützung, weiter so!

Euer Chris

+++ ChainReact-Ing 11.7. Bauska – Riga +++

Etwas Erholung nötig kann ich mich am Morgen des 14. Reistages kaum von meinem Zelt lösen. Beim Zähneputzen wird klar, dass der Wind auf Nord gedreht hat und mir für jede erdenkliche Route im Weg sein wird. Und so kommt es auch, nachdem klar wird, dass sich dieser fiese Wind trotz meiner Stoßgebete nicht mehr auf seine gestrige West-Richtung zurück dreht. Die Route führt mich also über das nette kleine Örtchen Bauska auf einer Bundesstraße nach Riga und damit zurück in die Zivilisation.

image

Mit dem normalen Fahrstil werde ich natürlich richtig gebremst und schaffe gerade 14 km/h. Zum Glück kann ich mich auf den Lenker legen und den cw-Wert der mobilen Schrankwand etwas verbessern. Insgesamt bleibt dies aber ein mehr als anstrengendes Unterfangen. Dafür, dass es bloß ein halber Fahrtag ist, waren die 90 km völlig ausreichend.

Wie schön urplötzlich auf so riesi
ge Ortsschilder zu treffen… zum Glück waren ein paar Jugendliche vor Ort um ein Foto zu machen.

image

In Riga angekommen fühle ich mich überhaupt nicht als Tourist, obwohl das Stadtzentrum danach ausgerichtet ist. Ich finde das Erreichen dieses Ziels ist einer kleinen Aufmerksamkeit würdig und somit gibt’s zur Feier des Tages einen Cocktail im Cuba Café. Damit sind insgesamt zwei Wochen der insgesamt 5 1/2 Wochen beendet.

image

image

image

image

image

Wo ich bisher stehe und wie es weiter geht:

bisher wurde innerhalb der Tour von Uwe und mir eine Strecke von über 1660 km zurück gelegt, falls jmd. daran interessiert ist diese nachzufahren. Mit dem ca. 300 km Teilstück Riga – Tallinn wird diese Festlandetappe beendet bevor es mit der Fähre nach Helsinki geht. Im weiteren Verlauf ist anschließend die Umrundung des bottnischen Meerbusens geplant (ich hoffe ich lehne mich damit nicht zu weit aus dem Fenster). Da die Routenplanung noch nicht abgeschlossen ist, kann diese Strecke noch variieren, ich lass mich einfach überraschen.

image

Ich wünsche noch einen schönen Sonntag, genießt das hoffentlich schöne Wetter – evtl. bei einer Fahrradtour 😉

P.S.: für alle neu hinzu gestoßenen: die geplante Route über Minsk und St. Petersburg kann nicht gefahren werden, da die Pässe nicht rechtzeitig ankamen  (Poststreik in Deutschland). Demnach wird es einen Bypass übers Baltikum  geben und das Ziel Stockholm bleibt bestehen.

Euer Chris

+++ ChainReact-Ing 10.7. Kedainiai – Irgendwo in Lettland +++

Das durchwachsene Wetter werde ich nicht los, so scheint es. Mit Verlassen Kedainiais gibt es entweder stürmischen Wind, Regen oder beides. Zunächst geht’s 30 km gemütlich auf asphaltierter Straße daher. Ab Krekenava, das wiederum in einem Naturpark liegt und eine interessante Kirche besitzt, wird daraus Schotterweg unterschiedlicher Qualität.

image

image

Dies ändert sich die noch folgenden 100 km nicht. Es schüttelt mich zwar ordentlich durch, mein Rad und ich wir halten das aber aus.

image

image

Endlich mal keine Straße mit engem Seitenstreifen und andauernden Überholmanövern. So wie es aussieht gibt’s heute nichts dazwischen. So lerne ich wenigstens auch noch die ländliche Gegend Litauens kennen, die nur noch einen Bevölkerungsanteil von 30% haben soll. Entsprechend verlassen schaut es manchenorts aus.

image

image

In diesen Gegenden werde ich im Übrigen auch wie der Mann vom Mond angestarrt, vor allem wenn ich gerade aus einem Regenschauer komme. Die kleinen Läden führen vieles und vor allem auch alkoholisches. Es ist leider wahr, dass die Herren mittags stramm durch die Gegend torkeln, was auf einen durchgängig hohen Alkoholkonsum hindeutet und deren 10 Jahre geringere Lebenserwartung gegenüber den Frauen erklären kann. Es gibt neben den kleinen Tante Emma Läden keine Cafés oder ähnliches, somit  ist es ungewöhnlich und mit Aufwand verbundenen an einen heißen Kaffee heranzukommen. Das erst einmal geschafft zu haben freute mich wirklich, man stelle sich vor 6 h bei dem Wetter kühlen einen schon etwas aus und es sollten ja noch mehr werden bis zur Grenze.

image

image

Nach jeder kleinen Ortschaft geht es wieder hinaus aufs Feld bzw. in die Wälder. Dieses Mal musste ich mich schon sehr auf den Weg und seine vielen Abzweigungen konzentrieren um mich nicht zu verfahren.

image

Und irgendwann dann habe ich es tatsächlich geschafft und überquere die Grenze zu Lettland.

image

image

Irgendwo im Nirgendwo schlage ich mein Zeltlager auf und höre mir den stürmischen Wind aus dem Schlafsack heraus an. Das tut gut.

image

Vielen Dank für die Spenden, macht weiter so, schließlich will ein Spendenziel über 7.500 € erreicht werden und das klappt ausschließlich mit eurer Hilfe! Ihr seid das Rückrat der Aktion. Wenn es euch gefällt freut’s mich und momentan kann ich mich nicht beklagen. Aber da geht bestimmt noch mehr!? 😉

Euer Chris