+++ ChainReact-Ing 29./30.08. Reisebericht in Der Bote +++

Beinahe einen Monat ist es her, doch die Auswirkungen der Spendenaktion sind immer noch zu spüren: ein sehr umfangreicher Zeitungsartikel ist vergangenen Samstag im Boten (Nürnberger Land) erschienen, über den ich mich wahnsinnig freue und für den ich Julia Hornung loben darf: viele Details des vorherigen Gesprächs wurden abermals recherchiert und liebevoll zu einem interessanten Reisebericht komplettiert! Daher füllt dieser reich bebilderte Artikel nun auch eine komplette DIN A3 – Seite!
Link zum Artikel

Danke an Julia und die Redaktion!!!

+++ ChainReact-Ing 03.-06.08. Tonnebrö – Skärplinge – Norrtälje – Stockholm – München +++

Es lohnt sich mehr und mehr seiner Intuition zu folgen, wenn sich die Weiterfahrt bei Nacht dann doch bezahlt macht: der Platz zum Zelten ist ideal gegenüber dem vorgeschlagenen. Ungestört direkt am See mit Möglichkeit der Notunterkunft und vor allem eines morgendlichen Bades.

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Am See

Weiter geht es auf und neben der E4, Zwischenstop in Gävle bei km 60. Hier wird sofort die sog. Oldtown aufgesucht. Das römische Pflaster reiht sich ein als eines der krassesten überhaupt: warum mussten sie damals die Steine wie Hinkelsteine aufrecht stellen anstelle sie zu legen? Zum Glück sind Platten in die Mitte des Weges eingearbeitet, so kann dieser Teil der Stadt wenigstens auch mit Rad befahren werden.

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Gävle Old Town

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Gävle selbst ist dieses Mal eine etwas ältere Stadt, 1446 existierte es bereits.
Die Stadtrundfahrt wird knapp gehalten und weiter geht’s in Richtung Südwesten, vorbei an Lachsgründen. Nach weiteren ca. 40 km kommt der kleine Ort Skärplinge. Ich schaue mich vorsichtshalber nach einer Schlafgelegenheit um und werde fündig (und es werden ganz nebenbei auch Sternschnuppen gesichtet). An diesem Tag bin ich übrigens erst zum 2. Mal mit Musik in den Ohren gefahren, der skandinavischen Ruhe kann man also durchaus etwas abgewinnen.

Der folgende Morgen überrascht mich: entweder sind meine Ansprüche gestiegen oder die Schweden mit ihrer Grundstücksmarkierung nachlässiger, denn zum ersten Mal werde ich am nächsten Morgen geweckt und gebeten das unscheinbare Privatanwesen zu verlassen (wahrscheinlich beides)… aber das Timing ist ganz ok. Die Dame lässt mit sich reden.

Ich starte dennoch relativ früh. Nach diversen Zwischenstops passiere ich gegen Mittag Forsmark, ein sog. Ökopark inkl. kleiner urtümlicher Ortschaft samt Schloss.

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Schloss Forsmark

Da ich hier ganz in der Nähe die 4000 km der Tour knacke, gibt’s einen kurzen Aufenthalt als Belohnung inkl. kleinem Museumsbesuch, in welchem das schwedische Schmiedehandwerk und andere Lebensarten auf anschauliche Weise dargestellt werden. Bei der Essens- & Warenausgabe konnten die Bediensteten damals bis zu 9 Liter pro Tag eines schwach gebrauten und eher zu Konservierung gedachten Bieres abholen. Die nachgebildete Schule, das Holzhandwerk… auch ohne viel Text sind die Entwicklungsschritte gut nachvollziehbar und zeigen wie in der damaligen Zeit gelebt und gearbeitet wurde.

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Museum Forsmark

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Die ganze Gegend ist übrigens an sich sehr sehenswert. Nach diesem Aufenthalt, bei dem ich gleich mehreren Studenten meine Reise erläutere und fleißig Flyer verteile, geht es eher gemäßigt weiter.

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Starker Gegenwind solange die Sonne scheint bis Norrtälje. Den Schlafplatz in Norrtälje (frei zugängliches Seebad) erreiche ich bei km 140 mitten in der Nacht und auch bloß, weil mir freundlicherweise von Einheimischen lauter gute Vorschläge unterbreitet wurden (gar nicht so einfach inmitten einer unbekannten Stadt eine gute Schlafgelegenheit zu finden).
Auch Norrtälje wurde 1621/22 von Gustav 2. Adolf gegründet (bzw. Stadtrechte verliehen) und später durch russiche Truppen in einem Rachefeldzug nieder gebrannt.
Am Mittwoch, 5.8., breche ich von hier aus nach Stockholm auf. Ich werde Mittags von einem länger anhaltenden Regenschauer erfasst, durch Zufall bekomme ich die Gelegenheit mit einem Bus weiter zu reisen und so die Stadt pünktlich zu erreichen!! Es warten einfach zu viele Aufgaben um Zeit zu verlieren. In Stockholm angekommen düse ich in den Stadtteil Södermalm und hole die frisch gedruckten Postkarten ab. Kurzer Halt im Radlercafe um das Equipment zu laden & weiter geht’s in die Stadt zum Fotofinish.

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Ein paar Runden drehe ich noch (insgesamt gehen so 22 km zusammen) bevor ich zum Flughafenhotel ca. 45 km außerhalb aufbreche. Ich organisiere mir Klebeband und Pappe bei umliegenden Baustellen um meine Sachen insbesondere das Rad für den Flug verpacken zu können.
Die Nacht wird kurz, es dürfen 50 Postkarten beschrieben werden… gegen 3:00 morgens ist es dann soweit.

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Am Flughafen selbst gibt es keine Schwierigkeiten, das Rad wird gut von mir verpackt und anschließend heile nach München transportiert, die Karten kommen hoffentlich ebenso alle an!?

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In München laufe ich gegen eine Hitzewand und bin insgeheim froh, dass das Wetter während der Radtour nicht so extrem heiß war.
Insgesamt verfahre ich über 4180 km und habe damit definitiv die 4000 km geschafft (aufgrund meiner Zugreise von Tschechien nach Polen bin ich ja eine Distanz vom ca. 170 km nicht selbst geradelt).

Nachdem der ganze Trip nun  gänzlich anders verlaufen ist als geplant bin ich froh, dass alles gut gegangen ist und ich es auch alleine hinbekommen habe. Um so mehr freue ich mich über eure Unterstützung, die ihr während der Tour offenkundig gezeigt habt! Vielen Dank und bis bald, z.B. auf Betterplace!

Eure Fragen zu dem Projekt von Ingenieure ohne Grenzen e.V., der Radtour & -route sowie Spendenthemen können gerne an mich gerichtet werden.

Anfragen zu Fotopräsentationen nehme ich natürlich auch sehr gerne entgegen!

Bücher oder Videos sind erst einmal keine geplant (auch wenn durchaus Material vorhanden wäre).

Keep on cycling, at least on moving – Euer Chris!

+++ ChainReact-Ing 01. / 02.07. Delsbo – Orbaden – Tönnebrö +++

Von Delsbo nehme ich nun also die Kraterseen Nor- & Sördellen in Angriff. Dazu begebe ich mich nach Norrbo, das auf dem Stück Land zwischen den beiden Seen liegt. Genau hier befand sich das Zentrum des Meteoriteneinschlags vor ca. 90 Mio. Jahren mit seinem Meteoritendurchmesser von ca. 1 km. Nachgewiesen wurde es aufgrund stark magnetischer Gesteine (Dellenit), die sich noch immer entdecken lassen. Da der Krater in sich zusammen gesackt ist, sieht man keinen rundes Loch im eigentlichen Sinne, man muss sich diesen Vorgang wohl eher im Zeitraffer vorstellen. Es existieren in Skandinavien 15 solcher Einschlagsplätze, die nicht auf den ersten Blick sichtbar sind.

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Söderdellen

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Norderdellen

Mit der anschließenden Weiterfahrt nach Ljusdal kämpfe ich mich 40 km durchs bergige und windige aber verkehrsberuhigte Hinterland.

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Landhaus

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Kirchturm samt Glocken

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Nach der Nachmittagspause in Ljusdal geht’s weiter die 83 entlang in Richtung Bollnäs, wo ich jedoch nicht wie geplant lande, sondern gegen 21:30 und nach 97 km in Orbaden.

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Orbaden

Wahnsinn, welche Zeitverluste man in Kauf nehmen muss, wenn man so durch die Landen bummelt. Dafür ist das Hälsingland recht urtümlich und auch recht interessant anzusehen, keine Beschwerden also. Die letzten Tage haben sich somit gelohnt.
Am Sonntag starte ich erst gegen Mittag, mehrere Stunden eine etwas größere Regenwolke ausharrend.
Ich habe einigen Gegenwind auf der Tagesordnung und die Ortschaft Bollnäs – wo es sehr ruhig zugeht, fast wie in einem pontemkinschen Dorf: selbst die Telefonzellen sind Fassade 😉

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Bollnäs

Dafür stoße ich später auf einen Antikladen, der volltestopft bis unters Dach mit Gütern aus der Schwedenzeit ab 1800 sehr vielsagend ist und eher wie ein Museum anmutet – sehr fein. Die Hausherren tragen die Fundstücke über lokale Auktionen zusammen und unterscheiden sich extrem von den anderen Läden. Dafür hat sich der Abstecher ins Hinterland abermals gelohnt.

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Antikladen

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Einem weiteren Regenschauer ausweichend nehme ich Kurs in Richtung Stockholm und rette mich in einen Kiosk. Die äußerst bemühten Leute sorgen für einen sehr angenehmen Aufenthalt, was in Schweden keine Seltenheit ist, da meine Anreise mit dem Rad höchst selten zu sein scheint und immer wieder für interessante Reaktion sorgt. Am Abend dann geht’s im Sprint weiter bis mich irgendwann, es ist noch sehr hell, ein Autofahrer bittet seine orangene, reflektierende und äußerst schwere Arbeitsjacke anzuziehen um besser gesehen zu werden. Es kostet mich etwas Mühe ihm das am helllichten Tage auszureden und beruhige ihn mit der Radbeleuchtung und meinem bereits sehr großen Jackenfundus. An einer Raststation müssen noch ein paar Abstimmungen mit der Heimat erfolgen, weshalb es dann kurz vor Mitternacht ist, bevor es weiter geht. Den Rat der Bedienung, mich in der näheren Umgebung am See nieder zu lassen, kann ich nicht nachkommen, entschließe mich zur Weiterfahrt bis zum nächsten geeigneten Platz am See. Gegen 1:00 Uhr steht das Zelt, insgesamt 3860 km bisher.

Ich hoffe ich muss nicht direkt nach Stockholm fahren sondern kann etwas an der Küste entlang die Schären mitnehmen.

Euer Chris

+++ 30. / 31.07. Härnösand – Sundsvall – Delsbo +++

Zum Glück parkt das Zelt in keiner Mulde sonst würde das Wasser am Morgen des 30.07. im Zelt stehen. Wird schwer werden los zu kommen, ständige Regenschauer sind nicht in meinem Sinne! Der schweizer Betreiber erkennt meine Situation und lädt mich privat auf einen Kaffee ein. Wir unterhalten und über seine Schwedenvergangenheit, die letzten Endes dazu geführt hat, dass er nun mit der ganzen Familie hier oben lebt und den kleinen aber feinen Campingplatz betreibt. Im Verlaufe des Tages gesellt sich diese zu uns dazu und so wird es ein recht kurzweiliger Aufenthalt. Ein Tscheche, der in Schweden lebt ist ebenso gestrandet, in seinem Fall ein Motorschaden am Auto. Ich unternehme mehrere Versuche weg zu kommen, alle vergebens. Gegen 15:30 dann ist es so weit. Es geht auf der E4 weiter bis Sundsvall. Mehrere kurze Schauer folgen bevor es gegen Abend aufklart. Der Stadt scheinen ebenso wie Umea 1621/22 durch König Gustav 2. Adolph Stadtrechte verliehen worden zu sein, zumindest steht hier dieselbe Statue wie in Umea.
Der Stadtkern ist recht fein angelegt, es reihen sich richtig ansehenliche, ursprüngliche an Backstein- und an moderne Häuser. Mehr nehme ich heute nicht wahr, alles weitere wäre unnütze Prosa – daher seht selbst:

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Einfahrt nach Sundsvall

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König Gustav 2. Adolph

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Ich glaube das Rathaus

Nachdem ich mich über das relativ komplizierte Straßensystem Richtung Süden raus gekämpft habe erblicke ich ein nettes Plätzchen zum Übernachten. In Anbetracht der starken Industrie, die sich überall angesiedelt hat, die Gelegenheit Meereszugang zu erhalten. Der Mond steht zumindest günstig und verspricht Wetterbesserung.

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Vollmond durch Fischaugenoptik sehr viel kleiner als in Wirklichkeit

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Größenverhältnisse

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Am Morgen des 31. geht’s also wieder auf eine Nebenstraße der E4, bis diese später wieder für Radfahrer befahrbar ist. Viele Loppis liegen auf dem Weg. Im Prinzip handelt es sich um Trödel, den die Leute in ihren Schuppen und Scheunen anbieten
Über Sinn und Zweck lässt sich streiten, für mich eine fast schon zu häufige Abwechslung.

Am späten Nachmittag fahre ich ins Hälsingland ein. Es beinhaltet einen längeren Küstenstreifen sowie ein gutes Stück Hinterland. Als erstes wird Hudiksvall angefahren, die glückliche Stadt. Die Stadt blühte im 19. Jhd ein zweites Mal auf (zwischenzeitlich 1721 durch Russen zerstört), dieses Mal nicht durch Fischerei sondern durch die Holzindustrie. Durch die Freizügigkeit und Gastfreundschaft trug ihr das den Ausdruck „fröhliches Hudik“ zu. Die Bootshäuser existieren noch, die Industrie herum ebenso.

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Fischerhütten in Hudiksvall

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Oldtown

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Hafen

Die dem Festland vorgelagerten Schären und Inseln sind sicher auch sehenswert. Mich zieht es jedoch ins Hinterland zu den Dellensehen, ursprünglich einem Mereoritenkrater geschuldet. Gegen 21:00 komme ich in Delsbo an, das am Südufer liegt. Ca. 120, teils bergige km bis hierher, die mittlerweile glatt gebügelt werden. Der Campingplatz, der am Wegesrand liegt, lädt mich förmlich ein, es gibt ein ebenes Plätzchen und Trinkwasserzapfstelle (überhaupt hätten die Schweden das beste Wasser weltweit!). Ich ergattere mir Zugang zu den Waschräumen, scheitere aber an der Warmwasserzapfsäule. Keine einzige Krone im Sammelsurium und die bisher angehäuften Münzen wollen auch nicht passen. Da der restliche Campingplatz bereits schläft gibt’s heute keine Dusche mehr – was ja auch verkraftet werden kann.

P.S.: Servus Christoph, vielen Dank für deine Unterstützung! Und überhaupt, das sind ja ordentliche Beträge, die gespendet werden. Von Markus und Fam. Geißler ganz zu schweigen. Insgeheim denke ich mir: weiter so!
Steffen, von Ingenieure ohne Grenzen e.V. Berlin, hat mir schon eine Fahrradroute nach Nepal samt möglicher Unterkünfte skizziert – das wäre auf jeden Fall eine Hausnummer und würde sehr gut zum Projekt passen. Das schlimme ist, umso weiter / länger ich fahre umso mehr Erfahrungen aus der Richtung werden an mich heran getragen. 😕

So, jetzt heißt es aber erst einmal Stockholm erreichen. Über Ljusdal und Bollnäs werde ich wieder in Richtung Küste cruisen, bisher sind es 3675 km.

Euer Chris

+++ ChainReact-Ing 28. / 29.07. Örnsköldsvik – Träsk – Härnösand +++

Ca. 20 km nach Örnsköldsvik geht es nun richtig die Berge hinauf, willkommen in den Höga Kusten (Hohe Küste, Unesco Weltkulturerbe).

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Natürlich wurde die Strecke nicht Fahrradfahrer freundlich getaltet und es geht nun insgesamt mind. 70 km so weiter, bergauf & bergab. Erste ersehnte Ablenkung ist der Nationalpark „Skuleskogen“, an dem ich nach mehrmaliger Aufforderung nicht vorbei komme. Er hält viele Wanderwege und ebenso Plätze zum Übernachten parat und führt auf die höchsten Stellen der sich immer noch erhebenden Küsten (ca. 8 mm pro Jahr, zurückzuführen auf nachlassenden Eisdruck nach der letzten Eiszeit vor 20.000 Jahren). Sobald also der Einstieg in diesen speziellen Park erreicht ist kann es losgehen, standesgemäß den Rollstuhlpfad entlang mit dem Fahrrad (Pitstop).

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Der wunderbare  Ausblick lässt erahnen, was man noch alles entdecken könnte, würde man sich 1-2 Tage zu Fuß Zeit nehmen: z.B. die Schlucht Slattdalsskrevan. Eine gewisse Strecke lege ich zu Fuß zurück und erfahre das Geheimnis dieser vorzeitlichen Gegend, ihren Wald und das Moor, entscheide mich aber aufgrund der fortgeschrittenen Zeit zur Weiterreise mit dem Rad.

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Ich lande abends auf einem urigen Fischercampingplatz in der Hoffnung einen leckeren Fisch essen zu können ohne ihn vorher auch noch selber fangen zu müssen. Tja, was soll ich sagen, es hat sich gelohnt.
Wobei die Moskitos heute wieder besonders viele Nerven gekostet haben. Es gibt einfach bloß ein bewährtes Mittel gegen Moskitos: Fahrradfahren oder Zelt, also Fahrradreisen.
Der Mittwoch beginnt wieder sonnig, einen Großteil der Högen Kusten habe ich bereits hinter mich gebracht und so wartet die Überquerung einer stattlichen Brücke auf mich mit Blick auf Küsten- & Seenlandschaft.

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Im weiteren Verlauf muss ich die E4 verlassen und auf die Landstraße ausweichen. Kurze Zeit später fährt der Triathlet Tomö an mich heran. Wir kommen ins Gespräch und fahren glatt 20 km zusammen bis Härnösand, wobei er mir viel über seine Ambitionen, die Umgebung und natürlich die optimale Streckenauswahl erzählt. Er lenkt mich somit sehr effektiv von der Strecke ab, was ich ihm hoch anrechne. In Härnösand wird dann erst einmal eingekauft, aufgetankt und mit weiteren Reiseradlern gesprochen. Keine 10 km aus dieser Ortschaft raus treffe ich auf eine Rennstrecke, auf der heute sogenannte Driftrennen mit privaten, getunten Fahrzeugen gefahren werden. Die Empfangsdamen sind so begeistert über mein Interesse, dass ich gleich kostenlos eingelassen und mit Lautsprecheransage angekündigt werde. Welch witzige Aktion, denn im Verlauf des Abends bekomme ich ständig zu hören „so you are the man with the bicycle and you drove all the way with your bike?“ 😉
Gegen 21:45 erspähe ich ordentliche Regenschauer am Horizont über 270 Grad, Grund genug für mich weiter zu ziehen. Einer Intuition folgend steuere ich alsbald einen netten kleinen Campingplatz an ohne dass ich ihn brauchen würde. 10 Sekunden nach Abschluss des Zeltaufbaus beginnt der schwedische Monsun wieder von Neuem… und hält mindestens die ganze Nacht an. 3500 km bisher, langsam müsste ich mal wieder etwas Strecke machen.

P.S.: die sogenannten Driftrennen sind reine Gaudi und geben den Menschen Gelegenheit Gas zu geben. Zum Einsatz kommen aberwitzige Fahrzeuge wie uralte Volvo, BMW, Audi – die nichts mehr enthalten außer Motor und zwei Sportsitze. Daneben finden sich neuere japanische PKW ebenso wieder (RX8, Toyota) wie amerikanische Mustang und Hot Rods. Allen gemeinsam: ohrenbetäubender Lärm und relativ viel Reifengummi pro Abend.
Und weil es zum Hobby vieler Schweden gehört, wollte ich mir dieses Schauspiel nicht entgehen lassen.

Euer Chris