+++ ChainReact-Ing 12./13.07. Riga / Riga – Häädemeeste +++

Es wird spontan ein freier Tag in Riga eingelegt. Riga kann man so oder so sehen, viele genießen hier eher ausgiebig das Nachtleben als sich mit der Geschichte der Stadt und des Landes auseinander zu setzen. Mir schwebt eher letzteres vor und das möglichst effektiv, da heute Regeneration auf dem Programm steht – sprich nicht viel bewegen ;). Am Nachmittag starte ich mit einer old-school Straßenbahn in die Altstadt und suche die Markthallen auf in denen es für die Augen allerhand zu sehen gibt. Scheinbar unzählige Menschen bieten innen wie außen unzählige Waren an. Es geht hinter den Hallen sogar noch weiter und so vertrödel ich relativ viel Zeit. Es bleibt für das städtische Museum keine Zeit und so suche ich die Skybar im Radisson-Hotel auf um den relativ guten Rundumblick auf die Stadt zu erhalten. Sie ist sogar kostenlos, man muss nichts kaufen.
Beim Blick in Richtung Altstadt springen mir förmlich die vergoldeten Zwiebeldächer der orthodoxen Kirche ins Auge.

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Sie steht als eines von vielen höchst unterschiedlichen Bauwerken für die vielen Herrschafts-Epochen, unter dessen Einfluss das Land bisher stand. Fotos sind verboten, ist natürlich sehenswert.
Wie mir zuvor in der Straßenbahn durch einen lettischen Schüler nahegebracht wurde, findet in Riga heute auch das Finale des einwöchigen Volksliedsingens statt, bei dem insgesamt ca. 30.000 Schüler teilnehmen. Deswegen treffe ich auch überall in der Stadt auf traditionell gekleideten Personen. In Lettland sind die unglaubliche Zahl von 2 Mio. Volksliedern etwas ganz besonderes und dies wird eben einmal im Jahr gefeiert.

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Traditionelle Sänger

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Denkmal

Der folgende Tag fordert meine ganze Motivation. Ich komme relativ spät los und muss zudem noch Besorgungen machen, Kette tauschen und, und, und. Obendrein hat das 310 km-Stück nach Tallinn mit anschließender Fährfahrt den Anspruch besser in 2 Tagen absolviert zu werden. Erschwerend kommen allerhand Baustellen hinzu, bei denen man schon mal 20 Min. warten muss (mutige, ungeduldige Motorradfahrer begeben sich auch direkt in den Gegenverkehr: kaputt).

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Der linke Biker fährt gleich los...

Dem Gegenwind begegne ich heute mit frischer Gelassenheit und fahre den Großteil der Strecke in Liegeposition. Der Verkehr stört mich auch nicht weiter. Es läuft so dahin.
Gegen Abend dann noch einmal ein Baustellenmarathon, dem ich gezielt ausweiche um nicht vor den LKWs hergetrieben zu werden.
Bei km 120 passiere ich die Grenze zu Estland, der Blick vom Meer auf den Sonnenuntergang bleibt mir jedoch verwährt, es ist 22:00.

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Vor dem Sonnenuntergang

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Hinter Ainazi

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Kleine Kirche

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Nach dem Sonnenuntergang

Bei km 130 tun sich wundervolle, öffentliche Campingplätze am Strand auf. Dennoch müssen die 150 km erreicht werden um in etwa die Hälfte der Strecke zu absolvieren. Dafür bin ich ganz schön am Suchen um hinter Häädemeeste einen günstigen Zeltplatz zu ergattern. Es gelingt mir und so koche ich gegen 0:00 zwischen Rindergekröle und einem Orchester aus Vögelgeschnatter meine wohlverdiente Pasta. Es ist übrigens noch nicht ganz dunkel an diesem Ort der Welt, einer Art Biosphärenreservat. Da hier eine Blockhütte steht ist campen sicher erlaubt! 😉

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Nudeln mit Erdnüssen gesalzen

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Hmm yummi!

P.S.: vielen, vielen Dank für eure Unterstützung, weiter so!

Euer Chris

+++ ChainReact-Ing – 12.07. – Aktueller Stand der Spendenradtour +++

Liebe Tourenradbegeisterte und Projektunterstützer,

Der erste Teil ist geschafft, ich bin in Riga gelandet und damit erst einmal 1660 km vom trauten zu Hause entfernt. Und zwar komplett anders als geplant: der ursprüngliche Weg über Minsk und St. Petersburg kann aufgrund fehlender Visa (liegen seit fast vier Wochen in einem Postzentrum in Berlin) nicht gefahren werden und eine Ausweichroute übers Baltikum wird geboren. Darüber hinaus bin ich seit Lodz alleine unterwegs. Durch das positive Feedback von euch Mitlesern, das sich gerade auf Betterplace wahrhaftig zeigt, werde ich Tag für Tag aufs neue angespornt! Vielen Dank hierfür!

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Ihr seid spitze!

Es soll natürlich so weiter gehen – nur eben etwas ausgiebiger über Finnland und dann weiter in Schweden.

Wichtig ist mir hierbei nicht den eigentlichen Zweck der Spendenaktion aus den Augen zu verlieren und mich nicht ins Zentrum des Geschehens zu rücken sondern die Ereignisse, die mir auf dieser Tour widerfahren, in Zusammenhang mit einem armen Land zu sehen: Nepal.

Ich  vermute, dass gerade im baltischen Raum noch viel Armut herrscht und Investitionen noch lange nicht alle erreichen. Dennoch kämpfen sich diese Länder nach vorne, bedingt durch Unterstützung der Nachbarländer und einer halbwegs soliden Politik. Fern ab dieses Geschehens befinden wir uns in Nepal in einem Land ohne klare Strukturen, ohne soziales Netz und mit Menschen, die mit wenigen Mitteln auskommen müssen. Gerade jetzt zur Monsunzeit zeigen sich die Auswirkungen der starken Erdbeben, die dem Land so sehr zugesetzt haben.

Ingenieure ohne Grenzen e.V. unterstützt die Menschen vor Ort mit dem Bau von Notunterkünften, anschließend wird der Wiederaufbau in kleinen Gebieten neu gestaltet, damit diese den kommenden Erdbeben besser widerstehen. Manchmal ist so eine Situation ausweglos, aber wen lohnt es mehr zu unterstützen als Menschen, die in ihrem Land bleiben und kämpfen wollen – auch wenn sie wissens- & mittellos sind!?

Nachhaltigkeit ist einer der höchsten Werte, denen sich Ingenieure ohne Grenzen e.V. verpflichtet fühlen. Aus diesem Grund bin ich Mitglied und möchte an dieser Stelle dieses Projekt fördern, damit in Zukunft dieselben Fehler nicht aus den selben Gründen zwei mal gemacht werden. Das wird nicht einfach, aber wir Ingenieure werden eine gemeinsame Lösung erarbeiten.

Vielen Dank, dass ihr an uns glaubt und das Projekt unterstützt!

P.S.: Weitersagen hilft auch immer ein Stück weiter! 👍

Euer Chris

+++ ChainReact-Ing 11.7. Bauska – Riga +++

Etwas Erholung nötig kann ich mich am Morgen des 14. Reistages kaum von meinem Zelt lösen. Beim Zähneputzen wird klar, dass der Wind auf Nord gedreht hat und mir für jede erdenkliche Route im Weg sein wird. Und so kommt es auch, nachdem klar wird, dass sich dieser fiese Wind trotz meiner Stoßgebete nicht mehr auf seine gestrige West-Richtung zurück dreht. Die Route führt mich also über das nette kleine Örtchen Bauska auf einer Bundesstraße nach Riga und damit zurück in die Zivilisation.

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Mit dem normalen Fahrstil werde ich natürlich richtig gebremst und schaffe gerade 14 km/h. Zum Glück kann ich mich auf den Lenker legen und den cw-Wert der mobilen Schrankwand etwas verbessern. Insgesamt bleibt dies aber ein mehr als anstrengendes Unterfangen. Dafür, dass es bloß ein halber Fahrtag ist, waren die 90 km völlig ausreichend.

Wie schön urplötzlich auf so riesi
ge Ortsschilder zu treffen… zum Glück waren ein paar Jugendliche vor Ort um ein Foto zu machen.

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In Riga angekommen fühle ich mich überhaupt nicht als Tourist, obwohl das Stadtzentrum danach ausgerichtet ist. Ich finde das Erreichen dieses Ziels ist einer kleinen Aufmerksamkeit würdig und somit gibt’s zur Feier des Tages einen Cocktail im Cuba Café. Damit sind insgesamt zwei Wochen der insgesamt 5 1/2 Wochen beendet.

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Wo ich bisher stehe und wie es weiter geht:

bisher wurde innerhalb der Tour von Uwe und mir eine Strecke von über 1660 km zurück gelegt, falls jmd. daran interessiert ist diese nachzufahren. Mit dem ca. 300 km Teilstück Riga – Tallinn wird diese Festlandetappe beendet bevor es mit der Fähre nach Helsinki geht. Im weiteren Verlauf ist anschließend die Umrundung des bottnischen Meerbusens geplant (ich hoffe ich lehne mich damit nicht zu weit aus dem Fenster). Da die Routenplanung noch nicht abgeschlossen ist, kann diese Strecke noch variieren, ich lass mich einfach überraschen.

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Ich wünsche noch einen schönen Sonntag, genießt das hoffentlich schöne Wetter – evtl. bei einer Fahrradtour 😉

P.S.: für alle neu hinzu gestoßenen: die geplante Route über Minsk und St. Petersburg kann nicht gefahren werden, da die Pässe nicht rechtzeitig ankamen  (Poststreik in Deutschland). Demnach wird es einen Bypass übers Baltikum  geben und das Ziel Stockholm bleibt bestehen.

Euer Chris

+++ ChainReact-Ing 10.7. Kedainiai – Irgendwo in Lettland +++

Das durchwachsene Wetter werde ich nicht los, so scheint es. Mit Verlassen Kedainiais gibt es entweder stürmischen Wind, Regen oder beides. Zunächst geht’s 30 km gemütlich auf asphaltierter Straße daher. Ab Krekenava, das wiederum in einem Naturpark liegt und eine interessante Kirche besitzt, wird daraus Schotterweg unterschiedlicher Qualität.

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Dies ändert sich die noch folgenden 100 km nicht. Es schüttelt mich zwar ordentlich durch, mein Rad und ich wir halten das aber aus.

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Endlich mal keine Straße mit engem Seitenstreifen und andauernden Überholmanövern. So wie es aussieht gibt’s heute nichts dazwischen. So lerne ich wenigstens auch noch die ländliche Gegend Litauens kennen, die nur noch einen Bevölkerungsanteil von 30% haben soll. Entsprechend verlassen schaut es manchenorts aus.

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In diesen Gegenden werde ich im Übrigen auch wie der Mann vom Mond angestarrt, vor allem wenn ich gerade aus einem Regenschauer komme. Die kleinen Läden führen vieles und vor allem auch alkoholisches. Es ist leider wahr, dass die Herren mittags stramm durch die Gegend torkeln, was auf einen durchgängig hohen Alkoholkonsum hindeutet und deren 10 Jahre geringere Lebenserwartung gegenüber den Frauen erklären kann. Es gibt neben den kleinen Tante Emma Läden keine Cafés oder ähnliches, somit  ist es ungewöhnlich und mit Aufwand verbundenen an einen heißen Kaffee heranzukommen. Das erst einmal geschafft zu haben freute mich wirklich, man stelle sich vor 6 h bei dem Wetter kühlen einen schon etwas aus und es sollten ja noch mehr werden bis zur Grenze.

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Nach jeder kleinen Ortschaft geht es wieder hinaus aufs Feld bzw. in die Wälder. Dieses Mal musste ich mich schon sehr auf den Weg und seine vielen Abzweigungen konzentrieren um mich nicht zu verfahren.

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Und irgendwann dann habe ich es tatsächlich geschafft und überquere die Grenze zu Lettland.

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Irgendwo im Nirgendwo schlage ich mein Zeltlager auf und höre mir den stürmischen Wind aus dem Schlafsack heraus an. Das tut gut.

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Vielen Dank für die Spenden, macht weiter so, schließlich will ein Spendenziel über 7.500 € erreicht werden und das klappt ausschließlich mit eurer Hilfe! Ihr seid das Rückrat der Aktion. Wenn es euch gefällt freut’s mich und momentan kann ich mich nicht beklagen. Aber da geht bestimmt noch mehr!? 😉

Euer Chris

+++ ChainReact-Ing 9.7. Marijampole – Kedainiai +++

Wetterkapriolen zeigen mir wer der Herr im Hause Litauen ist! Auch heute ging es wieder feucht zu auf meinen Wegen, die dieses Mal nach 120 km in Kedainiai endeten.
Zunächst einmal startete ich den Tag bei herrlichen 23 Grad  C und leichter Bewölkung. Einzig die ausgelutschte linke Tretkurbel musste zuvor gewechselt werden (da war nix zu machen), und ich hatte das Glück am Vorabend den entsprechenden Radladen bereits entdeckt zu haben.

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Werkstatt

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Profi am Werk

Damit fuhr ich auf direktem Wege nach Kaunas, der 2. größten Stadt im Lande. Dort angekommen erkundete ich ein wenig den Altstadtkern. Und ich muss mich korrigieren, das heftigste Pflaster hat nicht Pultusk sondern Kaunas. So in etwa stelle ich mir das original römische Pflaster vor: nach einer Runde über den Marktplatz ist man quasi seekrank und das leichte Fahrrad hat mitunter einen unmittelbaren Schaden davon getragen.
Demnach hat dieses Pflaster auch die bewegte Vergangenheit der Stadt miterlebt. Mir wird auf dem weiteren Weg außerhalb der Stadt bewusst, welche Rolle sie gespielt haben muss, als ich auf ein mitten im Wald gelegenes, jüdisches Massengrab stoße.

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Gedenkstein jüdisches Massengrab

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Ansonsten hat die Stadt eine viel weiter zurück reichende und äußerst sehenswerte Vergangenheit zu präsentieren.

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Martplatz mit Hansebaum

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Da steht Dom dran

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Rathaus

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Archtitektur

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Festung

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Lustiges Wandbild

Am Nachmittag beginnt es also wieder zu regnen, das Wolkenbild wechselt, starke Winde kommen auf und ich befinde mich wieder auf einer Bundesstraße, von der ich regelmäßig fast runter geweht werde. Dabei spielen die entgegen kommenden und die mich überholenden LKW keine unerhebliche Rolle. Es geht zu wie in einer Waschstraße, Wasserduschen von allen Seiten.
Wenigstens der im Wald eingesammelte Schmutz ist jetzt wieder runter.
Riesige Gewitterwolken ziehen über mich hinweg und entladen sich zum Glück weiter nordöstlich. Am Ende des Tages kriecht die Kälte förmlich unter die Haut.. brrr, 13 Grad C nur noch.

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Dunkle Unwetterwolken, hinter mir Sonnenschein

In der weiteren Etappe sollte ein Grenzübertritt nach Lettland möglich sein – vorausgesetzt die Bedingungen stimmen.

Euer Chris