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Danke an Julia und die Redaktion!!!
Danke an Julia und die Redaktion!!!
Ich breche ca. 16 Uhr von dort auf in Richtung schwedische Grenze in der Hoffnung diese noch zu erreichen. Es wird zunehmend bewölkter, regnet aber nicht. Die Versorgung klappt nun wieder besser, es ist aber ein extra-Kaffee nötig um in die Gänge zu kommen. Unterwegs befahre ich ein Rentierzuchtgebiet und erlebe den Sonnenuntergang auf einer relativ unbefahrenen Straße.
Gerade am Montag merke ich spürbar, dass Beine und Kniegelenke unter der Tour ächzen. Der Gegenwind funkt mir nun auch noch dazwischen.
10 km vor Kemi treffe ich auf einen anderen Reiseradler, Jakob. Wir fahren gemeinsam in die Stadt ohne Plan, sind uns aber einig einen Ort zum Zelten ausfindig zu machen. Es ist bereits 1:00. Dank eines weiteren, nicht mehr ganz nüchternen Finnen gelangen wir zu einem Unterstand zum Übernachten, einem sog. Lavvu. Diese sind bei den Finnen sehr beliebt und beinhalten meist eine Feuerstelle samt Feuerholz. Wir nutzen dies für Abendessen und Gespräche bis früh 5 Uhr. Jakob nutzt das Lavvu für sein Moskitonetz, ich strecke meine Beine im Zelt aus.
Kurze Zeit später tauchen bereits spielende Kinder auf und beenden den himmlischen Frieden. Zwei weitere Ladys laden uns dann unverhofft zu Kaffee, Fladenbrot und Muffins ein. Dafür bringen wir das Feuer für die Marshmallows in Gang.
Zurück in Kemi treffen wir auf Jakobs Begleiter. Die beiden waren bereits am Nordkap, fahren demnächst auf die Lofoten und planen für den Winter eine Tour durch Indien. Deren Planung setzt noch einmal bei der Technik an, weswegen sie jedes einzelne Teil meines Rades genau unter die Lupe nehmen.
Gegen 16 Uhr breche ich auf in Richtung Schweden. In Tornio – Haparanda ist es dann soweit: ade Finnland, Servus Schweden. Kurze Zeit später stoße ich überraschend auf ein altes Straßenstück aus 1696, das damals Stockholm mit Tornio verbunden hat. Das bisher einzige für mich sichtbare Rentier zeigt sich an dieser Stelle.
Um 21 Uhr mache ich in Sangis halt um einen Kaffee zu trinken. Ich bekomme hingegen ein komplettes Abendessen spendiert, und nur ganz schwer wieder weiter. Josef, der Sohn des Hauses ist sehr an meiner Tour interessiert! Danke für das Essen, den Kaffee, die angebotene Übernachtung und, und, und.
Den Rest des Etappenabends verbringe ich auf der langweiligen Bundesstraße, bis ich ca 1:30 mein Nachtlager errichte.
Euer Chris
Trotz des schönen Wetters muss ich mich erst einmal mit den Finnischen Begebenheiten vertraut machen. Und die haben es in sich: bergige Streckenführung und Wetterkapriolen, wonach es tags zuvor gar nicht aussah. Bis Lahti geht es gemütlich dahin, ganz typisch eben, durch abwechslungsreiche Landschaften, vorbei an Seen und nett gestalten Anwesen – ca. 50 km. Fast überall führen Radwege neben der 140. In Lahti wird pausiert und Wetterbericht gecheckt, aber so richtig schlau werde ich nicht draus.
Ich setze die Fahrt trotz Regen fort und gelange nach einiger Zeit in den Päijänne Naturpark, einer ausgewählten Ansammlung von Inseln im Päijanne-See, einem ziemlich großen Ding. Die Route führt mich entlang des Sees als auch mitten durch ihn durch.
Leider ist die Tagesetappe noch nicht vollständig sonst hätte sich hier das Nächtigen sicher gelohnt. Man ist hier jedoch größtenteils gezwungen an den ausgewiesenen Plätzen zu bleiben (und Elche dürfen zur Zeit auch nicht gejagt werden). Der freie Zugang zu dem See wird durch allerhand Privatgrundstücke versperrt. Dennoch eine idyllische Gegend, vor allem wenn es nicht regnet.
Weiter nordwärts stoße ich auf Sysmä, einer kleineren Ortschaft mit Campingplatz (auf der Höhe der finnischen Städte Tampere und Pori). Es hat hier zuvor richtig stark geregnet und so sorgt die hohe Luftfeuchtigkeit dafür, dass meine Brille noch während der Fahrt beschlägt.
An dem Campingplatz versuche ich mein Glück und bekomme neben allerhand Konversation eine warme Dusche und das alles zu einem echt guten Preis. Denn die Preise sind seit dem Baltikum deutlich angestiegen. Zusammen mit Mika und seiner Frau Kouri wird abends noch gekocht und gegessen, lecker eingelegter Fisch probiert und sich ausgetauscht. Gegen 2:00 geht’s ins Zelt, immer noch nicht richtig dunkel und auch nicht richtig müde. Bloß 132 km geschafft heute, dafür mit ausgiebigem Wadentraining, wie mir diese jetzt um diese Uhrzeit unbedingt bei jedem Schritt mitteilen möchten.
Aber wie Martin S. kürzlich auf Betterplace geschrieben hat: keine Gnade für die Wade!
Am Ende diesen Tages beläuft sich die Gesamtstrecke somit auf 2170 km. Spenden eingegangen bisher 1250 €. Verbrauchte Kalorien: 1 Palette Nudeln, 1 Kuh, 2 Schweine, 200 kg Obst, Schokolade, viel Wasser und natürlich Kaffee mit Zucker (oder so ähnlich).
See you,
Chris
Zelt getrocknet, Sachen gewaschen und halb getrocknet, dennoch gepackt und ab in die Tallinner Altstadt zu all den Touristen, die diese Stadt nicht ohne Grund täglich aufsuchen. Einziger Unterschied: ich erfahre die Stadt in kürzester Zeit mit dem Rad und nicht zu Fuß. Das römische Pflaster passt wie immer nicht ins Konzept und so errege ich mit viel Geschepper entsprechende Aufmerksamkeit, zumindest bei der Abfahrt von der Oberstadt (Toompea) in die Unterstadt. In der entgegen gesetzten Richtung muss ich mir zuvor einen Weg durch die Massen erarbeiten werde aber alsbald mit dem Triumph belohnt der Einzige weit und breit zu sein, der so die Stadt besichtigt – und zwar das „lange Bein“ hinauf, der schmale Verbindungsweg zwischen den zwei Stadtteilen. Dort oben angelangt kann man z.B. die Alexander-Newski-Kathedrale sowie das Schloß Toompea besichtigen oder den Ausblick genießen, das Parlament der Republik bleibt einem jedoch verschlossen.
Die Hansestadt hat in der Vergangenheit mit unterschiedlichen Herrschern vorlieb nehmen dürfen, ob deutsche Orden, Schweden, Russen oder die Vorherrschaft unterschiedlicher Kirchen, in vielen der bisher besuchten Städte / Ländern zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Sichtbar wird dies an den unterschiedlichsten Kirchengebäuden umsowie der für Tallinn markanten, ständig erweiterten Wehranlage, die zum großen Teil noch erhalten ist – obwohl ein Großteil der Stadt bombardiert und zerstört wurde. Der mittelalterliche, gut erhaltene Stadtkern ist auch verantwortlich für den UNESCO-Weltkulturerbe-Status und tatsächlich einen Besuch wert.
Bis zur Abfahrt meiner Fähre um 16:30 konnte ich also etwas hineinschnuppern ohne einen Tag opfern zu müssen. Etwas Besonderes ist das Fähren-Boarding, wenn gemeinsam mit den LKWs die Hallen gefüllt werden und man bemüht ist einen sicheren Haltepunkt zu ergattern. Sehr gut organisiert alles.
Der Trip nach Helsinki dauert 2h. Mit Verlassen des Hafens nehmen mich mitreisende Finnen, ebenso mit dem Rad unterwegs, wärmstens in ihrer
Stadt in Empfang. Wow, was für eine Überraschung so begrüßt zu werden.
Mit deren Unterstützung gelange ich in kürzester Zeit zum Ausgangspunkt meiner Weiterreise und kann direkt mit dem heutigen Work out beginnen.
Um die folgenden Tage etwas zu entschärfen fahre ich anstandshalber 55 km, bis ich spät abends mein Zelt aufschlage. Was mich freut ist die herzliche Offenheit der Finnen, die Natur und dass es überall Kaffee gibt. Es ist super Wetter, was auch den Mücken gefällt. Heute scheint der bisher wärmste Abend dieses Sommers zu sein, da darf also etwas finnisches Calvin Klein nicht fehlen, auch CK abgekürzt bzw. Chemische Keule im engeren Sinne: „off“. Ohne dieses Mittelchen wäre ich schon übersäht mit Stichen.
Gezeltet wird übrigens irgendwie, irgendwo, irgendwann – was soll man machen wenn es um 0:00 noch nicht dunkel ist!?
Plan für die kommenden Tage: ca. 130-150 km pro Tag. Hoffe auf tolle Gegenden, gutes Wetter und nette Bekanntschaften, und dass ihr wieder fleißig auf Betterplace spendet, wenn euch mein Blog gefällt…??!
Euer euphorischer Chris
Der Hauptteil unserer Tour wäre bereits zu Ende. Es stünde die Fahrt von Helsinki nach Turku auf dem Programm. Mit Ca. 220 km wären wir zwei Tage mit dem Bike unterwegs gewesen.
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