+++ ChainReact-Ing 28. / 29.07. Örnsköldsvik – Träsk – Härnösand +++

Ca. 20 km nach Örnsköldsvik geht es nun richtig die Berge hinauf, willkommen in den Höga Kusten (Hohe Küste, Unesco Weltkulturerbe).

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Natürlich wurde die Strecke nicht Fahrradfahrer freundlich getaltet und es geht nun insgesamt mind. 70 km so weiter, bergauf & bergab. Erste ersehnte Ablenkung ist der Nationalpark „Skuleskogen“, an dem ich nach mehrmaliger Aufforderung nicht vorbei komme. Er hält viele Wanderwege und ebenso Plätze zum Übernachten parat und führt auf die höchsten Stellen der sich immer noch erhebenden Küsten (ca. 8 mm pro Jahr, zurückzuführen auf nachlassenden Eisdruck nach der letzten Eiszeit vor 20.000 Jahren). Sobald also der Einstieg in diesen speziellen Park erreicht ist kann es losgehen, standesgemäß den Rollstuhlpfad entlang mit dem Fahrrad (Pitstop).

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Der wunderbare  Ausblick lässt erahnen, was man noch alles entdecken könnte, würde man sich 1-2 Tage zu Fuß Zeit nehmen: z.B. die Schlucht Slattdalsskrevan. Eine gewisse Strecke lege ich zu Fuß zurück und erfahre das Geheimnis dieser vorzeitlichen Gegend, ihren Wald und das Moor, entscheide mich aber aufgrund der fortgeschrittenen Zeit zur Weiterreise mit dem Rad.

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Ich lande abends auf einem urigen Fischercampingplatz in der Hoffnung einen leckeren Fisch essen zu können ohne ihn vorher auch noch selber fangen zu müssen. Tja, was soll ich sagen, es hat sich gelohnt.
Wobei die Moskitos heute wieder besonders viele Nerven gekostet haben. Es gibt einfach bloß ein bewährtes Mittel gegen Moskitos: Fahrradfahren oder Zelt, also Fahrradreisen.
Der Mittwoch beginnt wieder sonnig, einen Großteil der Högen Kusten habe ich bereits hinter mich gebracht und so wartet die Überquerung einer stattlichen Brücke auf mich mit Blick auf Küsten- & Seenlandschaft.

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Im weiteren Verlauf muss ich die E4 verlassen und auf die Landstraße ausweichen. Kurze Zeit später fährt der Triathlet Tomö an mich heran. Wir kommen ins Gespräch und fahren glatt 20 km zusammen bis Härnösand, wobei er mir viel über seine Ambitionen, die Umgebung und natürlich die optimale Streckenauswahl erzählt. Er lenkt mich somit sehr effektiv von der Strecke ab, was ich ihm hoch anrechne. In Härnösand wird dann erst einmal eingekauft, aufgetankt und mit weiteren Reiseradlern gesprochen. Keine 10 km aus dieser Ortschaft raus treffe ich auf eine Rennstrecke, auf der heute sogenannte Driftrennen mit privaten, getunten Fahrzeugen gefahren werden. Die Empfangsdamen sind so begeistert über mein Interesse, dass ich gleich kostenlos eingelassen und mit Lautsprecheransage angekündigt werde. Welch witzige Aktion, denn im Verlauf des Abends bekomme ich ständig zu hören „so you are the man with the bicycle and you drove all the way with your bike?“ 😉
Gegen 21:45 erspähe ich ordentliche Regenschauer am Horizont über 270 Grad, Grund genug für mich weiter zu ziehen. Einer Intuition folgend steuere ich alsbald einen netten kleinen Campingplatz an ohne dass ich ihn brauchen würde. 10 Sekunden nach Abschluss des Zeltaufbaus beginnt der schwedische Monsun wieder von Neuem… und hält mindestens die ganze Nacht an. 3500 km bisher, langsam müsste ich mal wieder etwas Strecke machen.

P.S.: die sogenannten Driftrennen sind reine Gaudi und geben den Menschen Gelegenheit Gas zu geben. Zum Einsatz kommen aberwitzige Fahrzeuge wie uralte Volvo, BMW, Audi – die nichts mehr enthalten außer Motor und zwei Sportsitze. Daneben finden sich neuere japanische PKW ebenso wieder (RX8, Toyota) wie amerikanische Mustang und Hot Rods. Allen gemeinsam: ohrenbetäubender Lärm und relativ viel Reifengummi pro Abend.
Und weil es zum Hobby vieler Schweden gehört, wollte ich mir dieses Schauspiel nicht entgehen lassen.

Euer Chris

+++ ChainReact-Ing 26. / 27.07. Hörnefors – Örnsköldsvik +++

Heftiger Wind und Regen lassen mich noch besser schlafen als sonst auf der eher harten Unterlage und irgendwann dämmert mir sogar in meinen Veloträumen, dass der Monsun nicht so recht zu Europa passen mag und alsbald finde ich mich, die Berge hoch und runter radelnd, in Nepal wieder. Kurz bevor ich aufwache sehe ich eine mobile Version der Notunterkünfte vor meinem geistigen Auge vorbei ziehen, wie sie über Ingenieure ohne Grenzen e.V. in Nepal gebaut werden. Handelt es sich also um ein ortstypsches Begleitfahrzeug für Tourenradfahrer oder um eine geniale Idee meinerseits?

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Aus der Traum, die Realität hat mich wieder und Wettervorhersagen haben für mich keinen realen Bezug mehr.
Nach langem Abwägen unterschiedlichster Wolkengrautöne stelle ich zumindest fest, dass es ungemütlich und langweilig sein kein aufgrund des Regens ständig im Zelt zu verweilen und beschließe meinen Standort aufzugeben. Die Zeltabbauaktion ist noch ganz witzig, das darauf folgende Radfahren jedoch sehr bescheiden – nass ist weit entfernt von triefend nass gefolgt von bitterkalt.

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Zeltabbauaktion an der stürmischen Küste

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Nach ein paar Kilometern

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Weinen oder lachen? Lachen!

Im Hörneforser Kiosk verschaffe ich mir die neuesten Infos übers Wetter und bekomme zu hören, dass dies der schlechteste Sommer der letzten 60 Jahre sei (was sollen da bloß die Nepalesen zu sagen?) und es erst einmal weiter regnen würde.

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In Schweden allgegenwärtig: Süßigkeiten

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Eine kleine Auswahl, bis auf zwei alle sehr gut (eher wie Schuhsohle und WC-Reiniger)

Dadurch, dass die Ortschaft recht klein ist und sich folglich viele kennen ist die passende Unterkunft schnell gefunden. Es wird den ganzen Tag so weiter regnen und da macht es keinen Sinn weiter zu fahren. In einem sogenannten Wanderersheim komme ich für heute unter und bin damit ziemlich alleine. Dieses ältere Gebäude stammt anscheinend aus dem 18. Jhd. und beherbergte früher eine einfache Arbeiterfamilie je Zimmer. Da ein Zimmer als Museum dient kann ich ziemlich gut nachvollziehen wie dies damals ausgesehen haben muss. Im Vergleich dazu beanspruchen mein Velotraum und ich (samt Zelt) heutzutage ähnlich viel Platz.

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Museumszimmer

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Museumszimmer anderer Blickwinkel

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Mein Zimmer

Der kommende Montag fängt durchwachsen an, sodass ich eine Einladung zum Kaffee einfach nicht ausschlagen kann. Brigitta und Uno, die zeitweise Dienst im Wanderersheim übernehmen, bestehen darauf. Übrigens sind dies immer wieder sehr offene und interessante Gespräche, in denen die Gastgeber gerne ihre Deutsch- & Englischkenntnisse auffrischen möchten. In der ausgesprochen langen Zeit gehen noch einige Regenschauer an mir vorbei.
Die heutige Route führt folglich in die Heimatstadt von Uno, Örnsköldsvik (Övik). Ein paar Regenschauer später treffe ich dort ein und darf mich relativ spät um eine Unterkunft bemühen. Da die Wanderersheime bereits geschlossen sind, schlage ich mein Zelt nach gut 90 km gut versteckt am Rande eines kleinen Parks auf.

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Platzverhältnisse: bisher arrangieren sich alle sehr gut damit

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Sonne? Sonne!

Örnsköldsvik ist bekannt für seine Skisprungschanze, die sich quasi mitten in der Stadt befindet.

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Architektonisches Highlight

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Sprungschanze

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Hafenkran

P.S.: Schweden hat in seiner Vergangenheit viele Kriege gegen Russland geführt, eine Schlacht spielte sich 1809 nahe Hörnefors ab.

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Denkmal der Schlacht von 1809

3370 km bis jetzt…

Euer Chris

+++ ChainReact-Ing 24. / 25.07. Boviksbadet – Lövanger – Hörnefors +++

Von Boviksbadet aus starte ich den Tag mit einem bitterkalten Morgenbad und einer Tasse Kaffee, die es in sich hat: so direkt am Strand lasse ich sie mir doppelt so gut schmecken als sonst. Anschließend mache ich ein paar Besorgungen, die unheimlich langsam vorangehen. Bis die richtige Gaskartusche gefunden und bezahlt ist hat halb Schweden vor Material für Ausbesserungen am Cottage zu besorgen und verstopft mir die Kassen. Generell scheint hier der Bauwahn ausgebrochen zu sein. Aber recht viel können die Holzhäuser auch für Schwedische Verhältnisse nicht kosten (kein Keller, keine Verzapfung sondern Beschläge, einfache Isolierung…. aber immer noch deutlich aufwendiger als die Unterkünfte in Nepal…). Über Skelleftea, einer mittelgroßen Stadt nebst Universität fahre ich weiter gen Süden. So richtig will es auch heute nicht mit dem Fahren klappen und so entscheide ich mich für einen Aufenthalt in Lövanger, dem letzten größeren Ort vor Umea. Dort gibt es ein Kirchendorf, in dem übernachtet werden kann. Es stammt ursprünglich aus dem 17. Jhd. und diente den Bauern, die von weither zum Gottesdienst anreisten, als Schlafgemach. Ich konnte meinte Akkus aufladen und war damit schon glücklich!

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Die Hütten des Kirchendorfes kann man im Hintergrund erahnen

Der kommende Samstag zeigt sich von seiner schönsten Seite und hält herrliches Wetter parat. Den Wind einmal außen vor lassend geht es weiter auf der E4 mit allerhand Anstiegen. Scheinbar schein ich mich sehr abzumühen, sodass mir ein Schwede die Mitfahrt in seinem Auto anbietet. Ich kann das überhaupt nicht nachvollziehen und lehne dankend ab. Zeitweise fahre ich eine Nebenstraße mit weniger Seiten- & Gegenwind, jedoch geht’s nun nur noch hoch und runter, hoch und runter, usw.

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Urlaub?

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Von wegen, harte Arbeit!

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Gegen 18:00 erreiche ich Umea und drehe gleich eine Runde durch die Stadt der Birken. An der Promenade komme ich mit den zwei Schweden Kristan und Samuel ins Gespräch, die wie ich ein paar Amerikanische Fords und Buicks bewundern. Die Schweden haben ein Faible für alte und vor allem amerikanische Fahrzeuge, aktuell war so ein Treffen. Umea selbst wurde 1621 durch König Gustav 2. Adolf gegründet. Vor dessen Büste sieht man mich dann auch stehen. Dahinter sieht man das Rathaus mit seinem ursprünglichen Ein- / Ausgang in Richtung des Flusses Ume älv. Seit die Eisenbahn Einzug gehalten hat, gibt’s einen 2. Eingang auf der anderen Seite in ebendiese Richtung. Die damals eher kleine Stadt brannte 1888 fast komplett nieder, weswegen tausende Birken gepflanzt wurden um bei erneuten Bränden das Überspringen der Funken zu verhindern (Birkenrinde eignet sich übrigens hervorragend um Feuer zu machen). Heute sind es ca. 3000 Birken und zehntausende Studenten, die der Kulturhauptstadt von 2014 (zusammen mit Riga) Leben einhauchen. Sie ist zugleich Partnerstadt von Würzburg, die die beiden natürlich auch schon besucht haben.

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Vor der Büste König Gustav 2. Adolf

Aus der Unterhaltung über meine Radtour wird alsbald ein vertieftes Gespräch über die Historie der Stadt inkl. kurzer Stadtführung, wie man es sich nicht besser wünschen könnte. Wir setzen das Gespräch bei einem Kaffee fort bis ich gegen 23:30 wieder aufbreche um dem schlechten Wetter entgegen zu fahren.

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Rathause in Richtung Bahnhof

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Blick in Richtung Bahnhof

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Blick auf Promenade

Bei relativ wenig Verkehr komme ich bis Hörnefors, wo ich im (wohl eher Club artigen) Segelhafen zwischen den gelandeten Segelbooten ein nettes Stück zum Zelten finde. Es dauert nicht lange und die Schlechtwettershow beginnt, nur anders als vorhergesagt. Es soll nicht nur für wenige Stunden regnen, sondern gleich die ganze Nacht und den ganzen darauffolgenden Sonntag. Wenn ich das gewusst hätte…in beiden Tagen knapp 200 km, geht gerade noch so.

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Hörnefors auf der Karte

P.S.: Lum, Bela und Nina, besten Dank für eure Unterstützung, hat mich noch einmal sehr motiviert, hoffentlich auch nachhaltig. Ich hoffe echt das Wetter bessert sich wieder…

Einen riesen Dank auch an Johannes für den Beitrag und die Email, hat mich sehr gefreut – zudem bin ich jetzt wieder uptodate.

Weiter so!

Euer Chris

+++ ChainReact-Ing 22./23.07. Törehamn – Lulea – Boviksbadet +++

Wer in Schweden auf einem Campingplatz campen möchte hat also Zeitdruck, da er i.d.R. bis 20:00 von Ort sein muss um einzuchecken und Zugangsdaten zu erhalten. Viel Glück hatte ich mit Törehamn als ich 1:30 dort eintraf. Keinerlei Codeschlösser und ganz entspannte Betreiber, wie ich am kommenden Morgen feststellen durfte. Leider stellte ich ebenso fest, dass sich spontan und ohne Ankündigung die Handykamera verabschiedet hat (Speicherproblem des 3-monatigen Gerätes) und der Akku in die Knie zugehen scheint (Fehler in der Ladeelektronik des Pufferspeichers, der über Nabendynamo geladen wird). Um die Bilder der 2. Kamera aufs Smartphone zu bekommen, würde etwas Schnittstellenakrobatik notwendig werden (was im Endeffekt aber auch nicht funktionieren sollte). Kamera 3 ist auch schon leer, bleibt also eine Stromtankstelle abzuwarten.
Die Mittwochsetappe verläuft schleppend, irgendwas zwischen aktiver Regeneration und Ruhetag. Es werden gerade einmal 65 km erzielt. Dafür ist der Schlafplatz gut gelegen: direkt am Fluss, es könnte sich um einen privaten Garten handeln. Da es nur so von Moskitos wimmelt lässt sich dort aber niemand blicken. Es kostet mich Nerven die Viecher fernzuhalten und mir währendessen eine warme Speise zuzubereiten. Am kommenden Morgen verlasse ich den Garten und passiere ca. 8 Personen höheren Alters, die mich entsprechend verdutzt mustern. Tja, wo ich wohl herkomme?
Warum es so langsam vorangeht in Schweden? Nun, die Strecke führt überwiegend auf Fernstraßen entlang, die sich kaum von Autobahnen unterscheiden. Wenn man dann mal abseits dieser unterwegs ist wird man sehr neugierig und versucht etwas zu entdecken. Von allerhand alten, amerikanischen (Scheunen-) Fahrzeugen bis hin zu witzigen Cafés mit Ikea-Verkaufsraum sowie Minizoo im Garten lässt sich doch so einiges aufspüren und probieren. Auf einem sogenannten Autobahnteilstück überhole ich also später einen weiteren Reiseradler. Wie sich später rausstellt ist Tomasz von Tschechien aus zum Nordkap gestartet und nun auf dem Rückweg. Er hat deutlich weniger Nettogewicht und Gepäck und reißt etwas mehr km runter als ich. Er fährt auch mindestens bis Mitternacht, da dann am wenigsten Verkehr herrscht. Insgesamt ist er jeden Tag 15h auf Achse, was ich sehr interessant finde und gleich in meinen Tourenradbaukasten mit aufnehme. Wenn man davon 10h fahren würde wären sicher 200 km drin – wohl wissend, dass man das nicht lange durchhalten würde. Wir versuchen uns in Pitea wieder zu treffen, kommen aber aufgrund des dort stattfindenden Tivoli (Jahrmarkt) nicht dazu.
Ich lade meine Reserven auf und fahre weiter. Ich entdecke in der Dämmerung mehrere Rentierkühe samt jungem Anhang, welche aber sofort flüchten sobald sie mich entdecken – schade, so bekomme ich sie nicht vor die Linse.
Ab km 130 gehe ich wieder auf Quartiersuche und werde fündig, und zwar relativ Moskito befreit in einer kleinen Bucht mit der Möglichkeit morgens Baden zu gehen – wunderbar sag ich euch!
Der sich in der Nähe befindende Campingplatz ist natürlich wieder überhaupt nicht geeignet! 😉

Mittlerweile sind 3085 km geschafft, ea dürfen also noch mindestens 915 km gefahren werden. Ob die Route nun direkt nach Stockholm oder vorher noch über Karlstad oder andere Knotenpunkte führt, bleibt abzuwarten und hängt nicht zuletzt von meiner persönlichen Motivation ab.

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Aktuelle Position: Boviksbadet

Wichtig zu wissen: alle Spender können eine Postkarte von mir erhalten, wenn ich deren Adresse rechtzeitig bekomme. Alles was ihr neben einer angemessenen Spende noch machen müsst ist eine kurze Email mit den relevanten Daten (Adresse, bei anonymen Spendern ein Hinweis auf den Zeitraum) an folgende Adresse zu schicken: chnrctng2015(at)gmx.de
(Daten werden nicht gespeichert und ausschließlich zum angegebenen Zweck verwendet, sprich nicht an Dritte weitergegeben ). Die letzten Karten gehen spätestens am 6.8. raus.

Nordische Grüße,
Euer Chris

+++ ChainReact-Ing 20. / 21.07. Oulu – Kemi – Törehamn +++

Die Folgen der bisher längsten Etappe sind noch lange spürbar, sodass für Montag und Dienstag je bloß 110 km erreicht werden können. Als Schlafplatz muss Montag Vormittag ein Campingplatz herhalten, da in Oulu wenig brauchbares aufzutreiben war und die Quartiersuche nach drei Stunden ruhig ein Ende haben darf. Oulu hat ca. 200 Tsd Einwohner, der Campingplatz liegt auf einer Insel nebst Strand. Wassertemperatur ausreichend bei ca. 17 Grad C.

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Ich breche ca. 16 Uhr von dort auf in Richtung schwedische Grenze in der Hoffnung diese noch zu erreichen. Es wird zunehmend bewölkter, regnet aber nicht. Die Versorgung klappt nun wieder besser, es ist aber ein extra-Kaffee nötig um in die Gänge zu kommen. Unterwegs befahre ich ein Rentierzuchtgebiet und erlebe den Sonnenuntergang auf einer relativ unbefahrenen Straße.

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Gerade am Montag merke ich spürbar, dass Beine und Kniegelenke unter der Tour ächzen. Der Gegenwind funkt mir nun auch noch dazwischen.
10 km vor Kemi treffe ich auf einen anderen Reiseradler, Jakob. Wir fahren gemeinsam in die Stadt ohne Plan, sind uns aber einig einen Ort zum Zelten ausfindig zu machen. Es ist bereits 1:00. Dank eines weiteren, nicht mehr ganz nüchternen Finnen gelangen wir zu einem Unterstand zum  Übernachten, einem sog. Lavvu. Diese sind bei den Finnen sehr beliebt und beinhalten meist eine Feuerstelle samt Feuerholz. Wir nutzen dies für Abendessen und Gespräche bis früh 5 Uhr. Jakob nutzt das Lavvu für sein  Moskitonetz, ich strecke meine Beine im Zelt aus.

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Kurze Zeit später tauchen bereits spielende Kinder auf und beenden den himmlischen Frieden. Zwei weitere Ladys laden uns dann unverhofft zu Kaffee, Fladenbrot und Muffins ein. Dafür bringen wir das Feuer für die Marshmallows in Gang.
Zurück in Kemi treffen wir auf Jakobs Begleiter. Die beiden waren bereits am Nordkap, fahren demnächst auf die Lofoten und planen für den Winter eine Tour durch Indien. Deren Planung setzt noch einmal bei der Technik an, weswegen sie jedes einzelne Teil meines Rades genau unter die Lupe nehmen.
Gegen 16 Uhr breche ich auf in Richtung Schweden. In Tornio – Haparanda ist es dann soweit: ade Finnland, Servus Schweden. Kurze Zeit später stoße ich überraschend auf ein altes Straßenstück aus 1696, das damals Stockholm mit Tornio verbunden hat. Das bisher einzige für mich sichtbare Rentier zeigt sich an dieser Stelle.

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Wo ist das Rentier?

Um 21 Uhr mache ich in Sangis halt um einen Kaffee zu trinken. Ich bekomme hingegen ein komplettes Abendessen spendiert, und nur ganz schwer wieder weiter. Josef, der Sohn des Hauses ist sehr an meiner Tour interessiert! Danke für das Essen, den Kaffee, die angebotene Übernachtung und, und, und.

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Mit Josef vor dem Restaurant seines Vaters

Den Rest des Etappenabends verbringe ich auf der langweiligen Bundesstraße, bis ich ca 1:30 mein Nachtlager errichte.

Euer Chris