Aus der Traum, die Realität hat mich wieder und Wettervorhersagen haben für mich keinen realen Bezug mehr.
Nach langem Abwägen unterschiedlichster Wolkengrautöne stelle ich zumindest fest, dass es ungemütlich und langweilig sein kein aufgrund des Regens ständig im Zelt zu verweilen und beschließe meinen Standort aufzugeben. Die Zeltabbauaktion ist noch ganz witzig, das darauf folgende Radfahren jedoch sehr bescheiden – nass ist weit entfernt von triefend nass gefolgt von bitterkalt.
Im Hörneforser Kiosk verschaffe ich mir die neuesten Infos übers Wetter und bekomme zu hören, dass dies der schlechteste Sommer der letzten 60 Jahre sei (was sollen da bloß die Nepalesen zu sagen?) und es erst einmal weiter regnen würde.
Dadurch, dass die Ortschaft recht klein ist und sich folglich viele kennen ist die passende Unterkunft schnell gefunden. Es wird den ganzen Tag so weiter regnen und da macht es keinen Sinn weiter zu fahren. In einem sogenannten Wanderersheim komme ich für heute unter und bin damit ziemlich alleine. Dieses ältere Gebäude stammt anscheinend aus dem 18. Jhd. und beherbergte früher eine einfache Arbeiterfamilie je Zimmer. Da ein Zimmer als Museum dient kann ich ziemlich gut nachvollziehen wie dies damals ausgesehen haben muss. Im Vergleich dazu beanspruchen mein Velotraum und ich (samt Zelt) heutzutage ähnlich viel Platz.
Der kommende Montag fängt durchwachsen an, sodass ich eine Einladung zum Kaffee einfach nicht ausschlagen kann. Brigitta und Uno, die zeitweise Dienst im Wanderersheim übernehmen, bestehen darauf. Übrigens sind dies immer wieder sehr offene und interessante Gespräche, in denen die Gastgeber gerne ihre Deutsch- & Englischkenntnisse auffrischen möchten. In der ausgesprochen langen Zeit gehen noch einige Regenschauer an mir vorbei.
Die heutige Route führt folglich in die Heimatstadt von Uno, Örnsköldsvik (Övik). Ein paar Regenschauer später treffe ich dort ein und darf mich relativ spät um eine Unterkunft bemühen. Da die Wanderersheime bereits geschlossen sind, schlage ich mein Zelt nach gut 90 km gut versteckt am Rande eines kleinen Parks auf.
Örnsköldsvik ist bekannt für seine Skisprungschanze, die sich quasi mitten in der Stadt befindet.
P.S.: Schweden hat in seiner Vergangenheit viele Kriege gegen Russland geführt, eine Schlacht spielte sich 1809 nahe Hörnefors ab.
3370 km bis jetzt…
Euer Chris