Wer in Schweden auf einem Campingplatz campen möchte hat also Zeitdruck, da er i.d.R. bis 20:00 von Ort sein muss um einzuchecken und Zugangsdaten zu erhalten. Viel Glück hatte ich mit Törehamn als ich 1:30 dort eintraf. Keinerlei Codeschlösser und ganz entspannte Betreiber, wie ich am kommenden Morgen feststellen durfte. Leider stellte ich ebenso fest, dass sich spontan und ohne Ankündigung die Handykamera verabschiedet hat (Speicherproblem des 3-monatigen Gerätes) und der Akku in die Knie zugehen scheint (Fehler in der Ladeelektronik des Pufferspeichers, der über Nabendynamo geladen wird). Um die Bilder der 2. Kamera aufs Smartphone zu bekommen, würde etwas Schnittstellenakrobatik notwendig werden (was im Endeffekt aber auch nicht funktionieren sollte). Kamera 3 ist auch schon leer, bleibt also eine Stromtankstelle abzuwarten.
Die Mittwochsetappe verläuft schleppend, irgendwas zwischen aktiver Regeneration und Ruhetag. Es werden gerade einmal 65 km erzielt. Dafür ist der Schlafplatz gut gelegen: direkt am Fluss, es könnte sich um einen privaten Garten handeln. Da es nur so von Moskitos wimmelt lässt sich dort aber niemand blicken. Es kostet mich Nerven die Viecher fernzuhalten und mir währendessen eine warme Speise zuzubereiten. Am kommenden Morgen verlasse ich den Garten und passiere ca. 8 Personen höheren Alters, die mich entsprechend verdutzt mustern. Tja, wo ich wohl herkomme?
Warum es so langsam vorangeht in Schweden? Nun, die Strecke führt überwiegend auf Fernstraßen entlang, die sich kaum von Autobahnen unterscheiden. Wenn man dann mal abseits dieser unterwegs ist wird man sehr neugierig und versucht etwas zu entdecken. Von allerhand alten, amerikanischen (Scheunen-) Fahrzeugen bis hin zu witzigen Cafés mit Ikea-Verkaufsraum sowie Minizoo im Garten lässt sich doch so einiges aufspüren und probieren. Auf einem sogenannten Autobahnteilstück überhole ich also später einen weiteren Reiseradler. Wie sich später rausstellt ist Tomasz von Tschechien aus zum Nordkap gestartet und nun auf dem Rückweg. Er hat deutlich weniger Nettogewicht und Gepäck und reißt etwas mehr km runter als ich. Er fährt auch mindestens bis Mitternacht, da dann am wenigsten Verkehr herrscht. Insgesamt ist er jeden Tag 15h auf Achse, was ich sehr interessant finde und gleich in meinen Tourenradbaukasten mit aufnehme. Wenn man davon 10h fahren würde wären sicher 200 km drin – wohl wissend, dass man das nicht lange durchhalten würde. Wir versuchen uns in Pitea wieder zu treffen, kommen aber aufgrund des dort stattfindenden Tivoli (Jahrmarkt) nicht dazu.
Ich lade meine Reserven auf und fahre weiter. Ich entdecke in der Dämmerung mehrere Rentierkühe samt jungem Anhang, welche aber sofort flüchten sobald sie mich entdecken – schade, so bekomme ich sie nicht vor die Linse.
Ab km 130 gehe ich wieder auf Quartiersuche und werde fündig, und zwar relativ Moskito befreit in einer kleinen Bucht mit der Möglichkeit morgens Baden zu gehen – wunderbar sag ich euch!
Der sich in der Nähe befindende Campingplatz ist natürlich wieder überhaupt nicht geeignet! 😉
Mittlerweile sind 3085 km geschafft, ea dürfen also noch mindestens 915 km gefahren werden. Ob die Route nun direkt nach Stockholm oder vorher noch über Karlstad oder andere Knotenpunkte führt, bleibt abzuwarten und hängt nicht zuletzt von meiner persönlichen Motivation ab.
Aktuelle Position: Boviksbadet
Wichtig zu wissen: alle Spender können eine Postkarte von mir erhalten, wenn ich deren Adresse rechtzeitig bekomme. Alles was ihr neben einer angemessenen Spende noch machen müsst ist eine kurze Email mit den relevanten Daten (Adresse, bei anonymen Spendern ein Hinweis auf den Zeitraum) an folgende Adresse zu schicken: chnrctng2015(at)gmx.de
(Daten werden nicht gespeichert und ausschließlich zum angegebenen Zweck verwendet, sprich nicht an Dritte weitergegeben ). Die letzten Karten gehen spätestens am 6.8. raus.
Nordische Grüße,
Euer Chris